Mit Spiel und Spaß gegen das Vergessen
DRK-Projekt für Menschen mit beginnender Demenz bietet seit Mitte September einmal pro Woche einen "Vormittag gegen das Vergessen" an.
Zunächst hat sich die noch kleine Gruppe im Haus Benedikt getroffen, seit wenigen Wochen ist das DRK Haus in der Eschenstraße Treffpunkt. Projektkoordinatorin Gisela Walker lädt weitere Menschen mit beginnender Demenz ein, zu kommen. Das Alter spielt keine Rolle. Aktuell reicht die Spanne von 60 bis 98 Jahre. Wichtig ist, dass alle Teilnehmer bereits eine Booster-Impfung erhalten haben.
Neun ehrenamtliche Helfer betreuen die Teilnehmer. Sie alle haben im vergangenen Jahr eine entsprechende Online-Schulung des DRK-Landesverbands
Freiburg mitgemacht. Unter anderem wurde dabei besprochen, wie sich Menschen durch eine beginnende Demenz verändern und wie sie am besten geistig und körperlich motiviert und aktiviert werden. Beispielsweise durch kleine Spiele, die die Fingerfertigkeit fordern, so Gisela Walker. Verschiedene Wäscheklammern müssen dann aneinandergesetzt werden.
Ideen für die Gestaltung eines „Vormittags gegen das Vergessen“ kommen Eva Mannsfeldt oft spontan im Alltag. Denn es sind alltägliche Dinge, die sie einsetzt. Das können neben den Wäscheklammern auch Materialien aus der Natur ebenso wie ein altes Stück Zeitung sein, mit dem Übungen gemacht werden.
Den Teilnehmern macht es Spaß. „Ich komme immer gerne, denn der Vormittag bietet viel Abwechslung“, sagt die 80-jährige Johanna und freut sich bereits darauf, dass bald verschiedene Frühjahrsdekorationen gebastelt werden sollen.
Wichtig ist für die Teilnehmenden, dass sie in einem geschützten Kreis aus ihrem Leben erzählen können. Ein 98-jähriger Mann berichtet unter anderem von seinen Erlebnissen aus dem Zweiten Weltkrieg, die er an der Front in Russland mittels Stenografie festgehalten und später zu einem Buch verarbeitet hat.
Nicht zu kurz kommen darf bei den wöchentlich Treffen das Essen und Trinken. „Es geht auch darum, alltägliche Situationen zu üben“, sagt Eva Mannsfeldt. So wird gemeinsam mit den Teilnehmern geschaut, was in der kalten Jahreszeit zum Schutz gegen Wind und Kälte angezogen werden sollte, denn demente Menschen vergessen auch mal, dass Mütze und Schal sie in dieser Jahreszeit gut schützen.
Wichtig ist das Angebot nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für deren Angehörige.
„Wir haben das wöchentliche Treffen bewusst auf den Vormittag gelegt, um nicht in Konkurrenz zu anderen Angeboten zu stehen“, sagt Gisela Walker und fügt hinzu, dass der Freitagstreff beispielsweise eine Tagespflege ergänzen kann. Für Angehörige bedeuten die zweieinhalb Stunden, dass sie Zeit für sich selbst haben und Dinge erledigen können, die sonst nur schwer möglich wären. Das kann ein Friseurbesuch ebenso sein wie ein Treffen mit einer Freundin.
Dass der „Vormittag gegen das Vergessen“ immer freitags von 10 bis 12.30 Uhr im DRK Haus in der Eschenstraße angeboten werden kann, ist nur Dank ehrenamtlicher Helfer wie Silke König möglich: „Mir macht der Umgang mit den älteren Menschen viel Freude und ich kann damit etwas zurückgeben“,
sagt sie.
Initiatorin Gisela Kunz hört das gerne: „Ohne Ehrenamtliche wäre ein solches Angebot bei uns nicht vorstellbar“, berichtet sie und freut sich, dass das Projekt von der Glücksspirale gefördert wird.
Anmeldungen zum „Vormittag gegen das Vergessen“ sind beim DRK-Ortsverein Rastatt unter 07222 22225 von Montag bis Donnerstag von 9 bis 11.30 Uhr möglich. Vor der endgültigen Anmeldung führt Gisela Walker ein Gespräch mit den Interessenten und deren Angehörigen. Der Kostenbeitrag pro
Vormittag beträgt 12,50 Euro pro Person.
Artikel aus "Badisches Tageblatt"