Die Synapsen in Schuss halten: DRK-Gedächtnistraining ist der Hit
Das Hirn ist wie ein Muskel, der täglich trainiert werden muss
„Bewegung macht Hirn" - das ist das Motto von Kursleiterin Andrea Holz, die beim DRK-Ortsverein Rastatt Kurse in Gedächtnistraining und Gymnastik gibt und beides gerne miteinander verbindet. Die Übungsstunden sind bestens etabliert und haben inzwischen ein treues Stammpublikum. Und immer wieder kommen neue Teilnehmer dazu.
Die Kurse sind Teil eines weit gefächerten Themenangebots des Ortsvereins. „Wer rastet, der rostet", heißt es dazu in der Beschreibung des DRK. Ziel des Gedächtnistrainings ist es, anscheinend vergessenes Wissen wieder hervorzukramen. Zudem lernen die Teilnehmer, wie sie sich Gesichter, Namen und Zahlen künftig besser merken können. Konzentrationsübungen fordern die grauen Zellen und sorgen so für ein leichteres Erinnern.
Mitmachen kann jeder
Willkommen bei den Kursen sind alle, die in geselliger Runde üben und ihr Gehirn regelmäßig gezielt trainieren möchten. Ein bestimmtes Alter gibt es dafür nicht. Die jüngsten Teilnehmer sind gerade einmal 60 Jahre alt, der älteste und fitteste Teilnehmer bei Andrea Holz ist inzwischen 94.
Spaß steht im Vordergrund
Mächtig Spaß haben die Teilnehmer im Kurs von Andrea Holz, der jede Woche im DRK Haus in der Eschenstraße stattfindet. Die Atmosphäre ist entspannt, es geht lustig zu, denn man kennt sich inzwischen recht gut und ist aufeinander eingespielt. Die Stärken und Schwächen eines jeden sind den anderen bekannt und werden respektiert. Man nimmt Rücksicht aufeinander. Die Gruppe ist dynamisch, immer wieder stoßen neue Teilnehmer dazu oder manche hören auf, meist aus gesundheitlichen Gründen. Als die Teilnehmerzahl zu groß wurde, richtete man eine gleichzeitig stattfindende Gruppe mit Carola Gieß-Wälter ein, die noch ein wenig flotter arbeitet. Eigentlich war das Angebot nur achtwöchig geplant. Jedoch kam das erste Gedächtnistraining so gut an, dass der Kurs nun bereits durchgängig seit 2013 läuft.
Vorurteile sind unberechtigt
"Wir bieten die Kurse auch im betreuten Wohnen an. Aber gerade da sehe ich immer wieder, wie Leute zu uns hineinschauen und gerne mitmachen würden, aber sich nicht trauen", sagt Andrea Holz. Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele haben Vorbehalte. „Das habe ich noch nicht nötig!" - so denken viele. Für ihre Teilnehmer hat sich der Schritt zum Gedächtnistraining gelohnt. „Die Gruppe ist Entspannung und Spaß. Zudem knüpft man soziale Kontakte", sagen sie zufrieden.
Andrea Holz kam durch Zufall zum Gedächtnistraining. Nachdem sie in ihrem eigentlichen Beruf, sie ist Altenpflegerin, nicht mehr arbeiten konnte, sah sie eines Tages das Angebot des DRK. Dort machte sie eine Schulung zur Gedächtnistrainerin und für die Seniorengymnastik. Heute kombiniert sie oft beides. „Ich verbinde gerne Gedächtnisübungen und das Bewegungsangebot, das hat sich bewährt", erklärt sie.
Training ist vielfältig
Sieben Teilnehmer finden sich heute in der Gruppe von Andrea Holz. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen und Lebenswegen und haben einmal die Woche gemeinsam Spaß. Geübt werden in lockerer Atmosphäre verschiedenen Fähigkeiten, Koordination, Erinnerung, das Erkennen und auch soziale Interaktion. Zu einem wöchentlich wechselnden Thema gibt es verschiedene Spiele, Aktivitäten und Diskussionen. „Bewegung ist auch immer dabei. Eineinhalb Stunden sitzen ist einfach zu langweilig", sagt Andrea Holz. Zudem lassen sich die Synapsen mit Bewegung besser stimulieren, was auch der Gruppe gefällt.
Die Altersspanne ist groß
Die Teilnehmer von Andrea Holz sind im Alter von 60 bis 94 Jahren. Sie bringen ganz unterschiedliche körperliche und geistige Fitnesslevels mit und haben eins gemeinsam: Sie wollen ihr Gehirn wach und rege erhalten und die grauen Zellen aktivieren. Das ist ihnen wichtig. „Wenn man nichts tut, vergisst man."
Immer etwas Neues
Jede Woche gibt die Kursleiterin ein neues Thema vor, das sich wie ein roter Faden durch die Unterrichtsstunde zieht. Musik steht diese Woche auf dem Programm. Los geht es mit einzelnen Wörtern. „Was verbindet ihr mit diesem Begriff und was fällt euch dazu ein?", möchte Andrea Holz von ihren Teilnehmern wissen, mit denen sie schon lange per Du ist. Die Atmosphäre im Kurs ist herzlich. Lieder, Schallplatten, Ohrwurm, Stim me, Sänger, Ton sind nur einige der Begriffe, die sie spontan nennen. Zu jedem hat die Gruppe viele Assoziationen und findet zahlreiche neue Wörter zu dem Begriff. „Der Ton macht die Musik", auch Sprichwörter fallen ihnen dazu ein oder Redewendungen, die mit dem Thema zu tun haben. Schnell zeigt sich, wer schon immer ein Faible für Musik hatte, selbst ein Instrument spielt oder früher einmal spielte.
Interaktion ist gefragt
Die nächste Aufgabe heißt aufstehen und im Zimmer bun te Schnipsel zusammensuchen. Jeder sucht sich dabei eine Farbe aus. Zurück am Tisch werden daraus bekannte Liedtexte zusammengesetzt. Während die Kursteilnehmer die Schnipsel suchen, läuft Musik im Hintergrund, so geht die Arbeit beschwingter. Beim Zusammensetzen wird schnell klar, wer textsicher ist. Dann heißt es Liedtexte von Volksliedern korrigieren. Das einst Auswendiggelernte ist noch immer präsent und schnell finden die Teilnehmer die richtigen Wörter, um die bekannten Verse zu vervollständigen. Hier wird auch das Schreiben, also eine motorische Fähigkeit, geübt.
Bewegung gehört dazu
Rätselraten gibt es gegen Ende der Stunde. Wörtersuchen, fehlende Buchstaben einsetzen, eine Reihe vervollständigen und Buchstaben in die richtige Reihenfolge bringen, um ein Instrument zu erhalten. Es wird getüftelt und gesucht. Wer früher gut darin war, dem fällt diese Übung auch heute noch leicht. Zu guter Letzt steht dann noch einmal Bewegung auf dem Programm: Ein kleines Kissen wird im Kreis hin- und hergeworfen. Jeder muss sich merken, zu wem er geworfen hat. Dann geht es im Wechsel auf Zuruf und es muss ein Musikbegriff genannt werden.
Vorfreude auf jedes Treffen
Friedrich, mit 94 Jahren der älteste im Raum, gefiel die Stunde, er hatte Spaß. „Man muss ein bisschen denken. Das ist gut. Wenn man merkt, dass man rostet, muss man etwas tun. Ich habe heute auch etwas Neues gelernt." Er genießt die Gemeinschaft und freut sich, wie die anderen auch, auf jede neue Kursstunde.
Artikel aus "RAZ"